#folge2 #MusicwasmyfirstLove

Lahmes Lounge-Gefiedel aus dem Hörer? In Buddy Müllers Agentur gehört das bald der Vergangenheit an.

Man kann über die Jungs unseres IT-Dienstleisters sagen, was man will, aber einen guten Musikgeschmack haben sie. Seit Kurzem bekommt man in ihrer Warteschleife AC/DC auf die Ohren. Das weckt Jugenderinnerungen an heiße Partys, harte Drinks und selbstgedrehte Zigaretten (also im Grunde kein Unterschied zu unseren Agenturpartys).

Ich reagierte blitzschnell, als ich die ersten rockigen Riffs aus dem Telefonlautsprecher hörte, und fragte den Mann vom Service, als ich ihn an der Strippe hatte, wie ich denn Kanji-Schriftzeichen ausdrucken könne, um den Geschäftsbericht aufzubereiten für die südchinesische Niederlassung eines unserer Kunden, ein Horizontalspülbohrmaschinenfabrikant. Hörbar überfordert schaltete mich der Supporter wieder in die Warteschleife zurück, »Highway to Hell« begann von Neuem.

Eine Melodie für jeden

Mein Trommelfell hatte noch nicht ganz zu Ende vibriert, da war ich auch schon beim Leiter unserer Telekommunikations-Zentrale. Denn ich, Buddy Müller, Senior Project Supervisor bei der weltweit führendsten Content-Marketing-Agentur Deutschlands, hatte eine glänzende Idee: Nicht nur unsere Agentur, nein, jeder Mitarbeiter in unserem gesamten Agenturverbund sollte eine neue, persönliche Erkennungsmelodie bekommen.

„Aber klar doch, Müller“, sagte unser TK-Leiter, „machen wir. Weil Sie es sind. Mit Musik geht alles besser.“ Kaum eine Woche und wenige Eingriffe an unserem Rights Management Server später war bei uns die Zeit vorbei, in der elektronische Einfallslosigkeiten aus dem Hörer dudelten.

Unser Ersthelfer war der erste Telefonmusik-Liebhaber. Er erregte mit „Who wants to live forever“ einiges Aufsehen. Aber das kam nicht an unsere neue Controlling-Praktikantin heran, deren Telefon nicht mehr stillstand, seit sie „I´m a Sex Machine“ spielen ließ. Von da an ging es Schlag auf Schlag. Qwertz, einer unserer Teamleads, fragte seine Leute: „Are you with me?“. Die Chefredakteure unserer Redaktion wollten „Nur noch kurz die Welt retten“, unser Creative Director beschwor mit „Personal Jesus“ seine überirdischen Fähigkeiten, während er seinen Kollegen vom Layout einen „Angel in the Centerfold“ verordnete. Die Konzeptioner unterstrichen ihr gesundes Selbstbewusstsein mit „Zu geil für diese Welt“. Standesgemäß ließ die Bildredaktion Wartende „Pictures of an Exhibition“ betrachten, während bei der Produktionsabteilung »Working in a Colemine« erklang. Die Kollegen von Digital Media, zuständig für alles, was man nicht anfassen kann, rappten mit „Can’t touch this“, und unsere Bewegtbild-Unit war überzeugt von „Video killed the Radio Star“.

Bloody Sunday für den Betriebsrat

Doch damit nicht genug. Die internen Telefon-Charts eroberten alle Funktionen und Ebenen. Der Betriebsrat manifestierte die Unberührbarkeit des Wochenendes mit „Sunday, bloody Sunday“, bei unserem internen Reisebüro zirpten die schwülen Gitarren von „Hotel California“, die Putzkolonne bot ihren „Room Service“ feil, während der Getränkebringdienst „Summer Wine“ bewarb. Und unser Sicherheitsdienst gestand: „I shot the Sherriff.“

Zum Schluss kamen auch die Bosse auf den Geschmack. Der Fuhrparkleiter fuhr akustisch in „Geronimo´s Cadillac“ vor; der Personalchef forderte „Sag ihm, dass du gehst“; unser Chief Happiness Officer ordnete „Get lucky“ an; der Chief of Sales entschied sich für „Keep the Customer satisfied“. Unser Chief Financial Officer wählte „Money, Money, Money“, um seine drei Grundsätze der Agenturführung zu unterstreichen. Dicht gefolgt vom EmDee, unserem Managing Director, der mit „Blind Vision“ seine Ziele ähnlich treffend umriss.

Musik als Bonus-Booster

„Mensch, Müller“, klopfte er mir auf die Schulter, als wir uns an der Siebträgermaschine trafen und einen doppelten Espresso zogen, „wusste gar nicht, dass Sie so ein feines Gespür für Musik haben.“

„Music was my first love“, bestätigte ich ihm. Im Geiste machte ich mir eine Notiz für das nächste Bonusgespräch. So macht man das.

„Sogar London ist von der Idee begeistert“, freute sich der EmDee. Was ich natürlich längst wusste: Unser Vorstandsvorsitzender ließ die „Seven Nations Army“ bei sich aufmarschieren, um weitere Expansionsbestrebungen anzudeuten.

Ich selbst habe mir auch ein musikalisches Schmankerl ausgesucht. Wer bei Buddy Müller, dem hilfsbereiten Senior Project Supervisor der weltweit führendsten Content-Marketing-Agentur Deutsch­lands, anruft, bekommt ein zwölfminütiges Epos zu hören: „I’d do anything for love – but I won´t do that.“

Mission completed: Seitdem ruft mich kaum einer mehr an.


Weitere echte Abenteuer aus meinem Agenturleben finden Sie hier:
#folge1 #TicketsfürTosca
#folge3 #1,3,7-Trimethyl-2,6-purindion
#folge4 #DieMacastrophe

Die Liste der akustischen Perlen dieser Folge in der Reihenfolge ihrer Erwähnung als kleine Anregung für Ihre Büro-Playlist:
AC/DC: „Highway to Hell”
Rudi Schuricke: „Mit Musik geht alles besser”
Queen: „Who wants to live forever”
James Brown: „I´m a Sex Machine”
Lost Frequencies: „Are you with me?”
Tim Bendzko: „Nur noch kurz die Welt retten“
Depeche Mode: „Personal Jesus”
J. Geils Band: „Angel in the Centerfold“
Die Fantastischen Vier: „Zu geil für diese Welt“
Alan Parson´s Project: „Pictures of an Exhibition“
MC Hammer: „Can’t touch this“
U2: „Sunday, bloody Sunday“
The Eagles: „Hotel California“
Pitbull: „Room Service“
Ville Valo und Natalia Avelon: „Summer Wine“
Buggles: „Video killed the Radio Star“
Bob Marley: „I shot the Sherrif“
Simon & Garfunkel: „Keep the Customer satisfied“
Modern Talking: „Geronimo´s Cadillac“
Howard Carpendale: „Sag ihm, dass du gehst“
Pharrell Willams: „Get lucky”
ABBA: „Money, Money, Money“
Blancmange: „Blind Vision“
John Miles: „Music was my first love “
The White Stripes: „Seven Nations Army“
Meat Loaf: „I’d do anything for love – but I won´t do that“

Die Urfassung dieser Episode dudelte über die Lautsprecher diverser Geräte in der Profilwerkstatt.de


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Veröffentlicht von Buddy Müller

Senior Project Supervisor bei der weltweit führendsten Content-Marketing-Agentur Deutschlands.

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7 Comments

  1. Hallo Buddy,
    Musik in Warteschleifen sagt natürlich schon so einiges über den Charakter einer Firma aus (oder soll eine Message an den Anrufer transportieren). Dass dies auch einzelnen Personen erlaubt ist – naaa… ich halte das für eine weniger gute Idee.
    Der Wechsel von einem beruhigenden, seelenschmeichelndem Liedchen wie „Interstellar“ von Hans Zimmer zu wilden Technobeats jenseits der 160 BPM kann selbst den lammfrommsten Anrufer nach wenigen Minuten Dauerbeschallung zu einem nach deinem Leben trachtendem Amokläufer machen..
    Überhaupt – warum muss es Musik sein? Warum nicht mal was ausgefallenes? Vielleicht die 100 besten Witze von Fips Asmussen (na gut, es wird schwer, schon 10 gute Witze von ihm zu finden) – der Vorteil dabei ist, dass der Anrufer spätestens beim dritten zotigen Witz freiwillig auflegt.
    Oder ein geschauspielertes Gespräch zwischen Mann und Frau, die sich gegenseitig beschimpfen – das weckt in jedem den Voyeur und sollte der Anrufer durchgestellt werden, wird er direkt bitten zurück in die Warteschleife geschickt zu werden, weil es da grad so richtig zur Sache ging – also verbal natürlich nur..
    Für eine Agentur, die auch Kunden im Bereich Umweltschutz berät wäre ein beruhigendes morgendliches Vogelgezwitscher doch ganz passabel – oder besser noch Meeresrauschen.
    Obwohl Wasserrauschen bei einigen Menschen in den unteren Körper-Regionen für Reaktionen der Blase sorgt.
    Im schlimmsten Fall tritt der Anrufer nach einigen Minuten nervös von einem Bein aufs andere und denkt, hoffentlich werde ich bald durchgestellt, sonst…
    Im besten Fall legt er einfach auf und das Problem hat sich dann erledigt..
    Dieser Tip war kostenlos..
    Wir hören, sehen und lesen uns!
    Beste Grüße
    P.

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