#folge48 #InVinoCommunitas

Buddy Müller fährt von einer Bierstadt in die andere – und befindet sich mitten in einer Dienstreise, in der unverhofft Welten zueinander finden. Mindestens aber lösen sich Grenzen, nicht nur die des guten Geschmacks, im wohligen Weindunst auf.

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Es gibt Statistiken, die können nicht gefälscht sein. Niemals nicht! Weil so viele so eifrig zum Entstehen der Zahlenreihen beitragen. Ein Beispiel ist der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch an Wein in der Bundesrepublik Deutschland. Der liegt nämlich laut jüngster Studien bei knapp über 22 Litern.

Ich fragte mich allerdings neulich wieder, wie manche Menschen in der Lage sind, die ihrem Kopf zustehende Jahresmenge zu einem einzigen Anlass zu trinken – zum Beispiel während einer Zugfahrt.

„Vielleicht liegt es daran“, sinnierte Brad MacCloud vom Clan der MacClouds, „dass ihr Menschen euch die Welt, in der ihr gerade lebt, nur noch schön trinken könnt.“

Mein treues Notebook, kein Kind von Traurigkeit, traf traurigerweise einen wunden Punkt.

In Anbetracht einer strauchelnden Weltwirtschaft, der ein orangenhäutiger Despot immer wieder sein gummibestrumpftes Bein stellte, und in Anbetracht der Willfährigkeit, mit der der gleiche Despot einem diktatorischen Schlächter in deutlicher Demut die großflächig altersgefleckte Hand reichte, allein in Anbetracht dessen kam ich zu dem Schluss: „Dafür reichen 22 Liter Wein nicht aus.“

Nichts geht mehr

Ich saß im Zug, von München nach Köln, ließ die Biere der einen Stadt hinter mir und freute mich auf die Biere der anderen, die im Rahmen eines Geschäftsessens mit dem weltweit führendsten Hersteller von Bananenschälmaschinen Deutschlands auf mich warteten.

München-Köln, eine Gewohnheitsfahrt zwischen Hauptsitz und Niederlassung für mich, dem Senior Project Supervisor der weltweit führendsten Content-Marketing-Agentur Deutschlands.

So sehr Gewohnheit, dass ich auf den Meter genau vorhersagen konnte, wo hinter Augsburg die Internetverbindung im ICE dürftig wurde. So dürftig, dass selbst dem korrektesten Geschäftsreisenden oft nichts anderes übrig blieb, als seinen fest gefassten Vorsatz, die gesamte Bahnfahrt über hart zu arbeiten, zu kippen.

Ab dieser digitalen Demarkationslinie ging nichts mehr, nicht Podcast hören und nicht endlich die gebookmarkten Beiträge der Lieblingsblogger nachholen.

„Mir bleiben die Serverinnen an Bord“, freute sich Brad MacCloud. „Sehr interessante, äh, Gesprächspartnerinnen, schon viel herumgekommen!“

Sprachs und verabschiedete sich ins zuginterne Netz.

Weißer Wein statt harter Arbeit

Irgendwo zwischen dem Verlassen des Münchner Hauptbahnhofs und vor dem Erreichen der Tertiärhügellandschaft des Münchner Nordens verlief übrigens eine weitere imaginäre Grenze.

Wie auf Kommando packten alle Bahnreisenden beim Überfahren dieser Linie ihre mitgebrachten Viktualien aus, als hätten sie wochenlang Hunger geschoben und eine ebenso wochenlange Reise vor sich, auf die sie sich mit reichlicher Kalorienaufnahme vorbereiten müssten.

Was bei den Verspätungen der Deutschen Bahn prinzipiell eine gute Vorsichtsmaßnahme war.

Selten jedoch blieb es bei fester Nahrung.

Meine vier Über-den-Gang-Nachbarinnen etwa hatten an ihrem Tisch schon eine Flasche Wein geöffnet, während ich noch nach der verliersicheren Steckdose für Brad MacCloud gesucht hatte.

Also: Jede hatte eine Flasche Wein geöffnet.

Sie prosteten sich mit Pappbechern zu, darin wahrscheinlich ein gemischter Satz, begleitet von gemischter Sprache. Ich tippte auf ein, zwei osteuropäische Dialekte, gewürzt mit verschiedenen Idiomen aus dem deutschsprachigen Raum, was aber der Verständigung keinen Abbruch tat.

Mit Mühe konnte mein Gehör mit der Sprechgeschwindigkeit der Vier mitzuhalten. Ich schnappte zwischen fremden Lauten bekannte Begriffe wie „Heim“, „Pflege“ und „Schulung“ auf.

Ich reimte mir zusammen, dass die vier Damen der zunehmend nachgefragten Berufsgruppe der Pflegekräfte angehörten, die unterwegs zu einer Weiterbildung waren, wohl nicht zuletzt, um damit mehr Argumente für eine zunehmende Nachfrage nach besserer Entlohnung ihrer schweren Tätigkeit zu sammeln.

So erhoben sie ihre Becher, bei jedem „Pflegenotstand“ ein Schlückchen, bei jedem „Lohnerhöhung“ ein zweites, und dann ein drittes und viertes und fünftes – für jeden Monat, der vergehen würde, bis es mehr Bezüge für ihren Berufstand gab.

Bei den Zusammenhängen spekulierte ich; sicher war ich mir beim Zustand der Flaschen. Die waren schnell leer.

Beständiger als Liebe und Tod

Auf der anderen Seite ihrer Sitzgruppe wartete unverhofft Nachschub.

Dort befand sich ebenfalls ein Tisch mit vier Plätzen.

Die Plätze waren mit vier Frauen besetzt.

Und jede der Frauen hielt eine Weinflasche. Vier Gattinnen, vier Flaschen. Mit dazugehörigem Glas.

Julia Klöckner, ehemals werbungtragende Weinkönigin, jetzt Darstellerin der Bundestagspräsidentin, hätte sich wahrscheinlich wohl gefühlt.

Mir aber schwante in dieser weinseligen Umgebung wenig Gutes.

Bereits kurz nach dem Anfahren klang herüber, wie sehr die vier Gattinnen sich auf ein langes Wochenende ohne ihre Ehemänner freuten. Der Galerist, der Immobilienmakler, der Kieferorthopäde und der Beinahe-DAX-Vorstand, sie hatten zu Hause bleiben müssen.

Ich wusste, wen ich für die Glücklicheren halten sollte.

Mit dem Zug zu fahren, da waren sich die Gattinnen einig, sei viel besser, man käme unter echte Leute, das sei das wahre Leben, und mit dem Porsche könne man eh nicht fahren, in so einem Panamera sei nur noch Platz für ein Abendkleid und ein Nachthemd, wenn man zu viert drinsitze, ohne Schuhe natürlich.

Den vier Gattinnen winkte in Köln ein Musical, eines, in dem es um Liebe ging, die den Tod überdauerte – was alle zum Lachen brachte, denn, auch da herrschte Einigkeit, ein Ehevertrag sei das Einzige, was wirklich die Liebe überdauern würde. Und auch den Tod.

Was nicht die Zugfahrt überdauern würde, das war der Wein, den die Gattinnen mit sich führten, in Flaschen, die zum Teil noch das edelschimmlige Grau des Kellers trugen, in den sie von den Gatten einst zur Ruhe und Reife gebettet worden waren. Auch für den teuersten Wein käme einmal die Zeit getrunken zu werden, warum nicht jetzt, warum nicht mit alten und mit neuen Freundinnen? Bereitwillig reichten die Gattinnen ihren Wein über die Sitzgruppe herüber zu den Pflegerinnen, die ihn bereitwillig annahmen, und die ihrerseits, sich revanchierend, die Kühltaschen unter ihrem Tisch hervorholten.

Attentat in Rosa und Weiß

Da gab es einen Knall.

Nicht nur einen. Mehrere.

Es waren nicht überalterte Bauteile des ICE, die geräuschvoll ihr Lebensende verkündeten.

Es war auch kein Attentat. Zumindest keines, bei dem scharf geschossen wurde, es war vielmehr ein Attentat auf den guten Geschmack, das mit Knallbonbons eingeleitet wurde.

Sieben junge Frauen zündeten sie, tanzten Flaschen schwenkend unter einem silbrig-bunten Konfettiregen in den Wagon, gewandet in rosa Hoodies, so rosa wie die Gläser ihrer herzförmigen Sonnenbrillen.

Bis auf eine, die trug einen weißen Hoodie, so weiß wie der Schleier in ihrer Hochsteckfrisur.

Den Gang herunter kam das Schrecklichste, was die Menschheit an Ritualen für das Zusammenbleiben von Paaren je hervorgebracht hatte: ein Junggesellinnen-Abschied.

Sie kamen immer näher, begleitet von weiteren mit Detonatiönchen geborenen Konfetti-Wolken, die sich als ausgestanzte primäre männliche Geschlechtssymbole, eher Symbölchen, entpuppten.

Bride und Bride-Team, wie sie große, glitzernde Lettern auf den Kapuzenpullis auswiesen, hielten mit leichtem Gepäck Ausschau nach ihren Reservierungen, und scheuchten all jene Passagiere mit schwerem Gepäck hoch, die zu Unrecht, aber voll stiller Hoffnung dort Platz genommen hatten.

Auch mein Tisch wurde neu besetzt, neben mir nahm die Kombination Weiß-Rosa-Rosa Platz, während die restlichen viermal Rosa den Nachbartisch füllten.

Kurz: Ich war umzingelt.

Kichernd und pichelnd

Vier Pflegerinnen. Vier Gattinnen. Sechs Brautjungfern. Eine Braut.

Allesamt bestens ausgerüstet mit einem bunten Potpourri des europäischen Weinhandels.

Die zwei Vierergruppen auf der einen Seite des Zugs waren sichtlich gerührt von der ausgelassenen Erwartungshaltung an reuelose Romantik der Siebenergruppe auf der anderen Seite. Schnell prägten gegenseitige Weinangebote das gesellige Geplänkel. Mit zunehmenden Austausch an Flaschen wichen die Anspielungen etwa auf die Hoodie-Schriftzüge – „The hunt is over“ (Bride) oder „The hunt is still going on“ (Bride-Team) – gut gemeinten Tipps für eine glückliche Ehe.

Kichernd und pichelnd tauschte man sich darüber aus, dass man ja nicht alles wissen müsse, ausgenommen seinen Kontostand, und dass man in der Ehe kleine Dinge nicht als selbstverständlich nehmen dürfe, vor allem, wenn sie in Karat gewogen werden. Die Pflegerinnen dachten noch viel weiter in die Zukunft, und gaben Pflegehinweise: Pillendosen etwa, mit Erinnerungsfunktion, seien eine wertvolle Investition in eine lange Beziehung.

Wäre ich Redakteur eines badisch-bayrischen Großverlags gewesen, so hätte ich dessen sämtliche Wartezimmertitel auf Jahre hinaus mit Ratschlägen zwischen A wie Achtsamkeit über L wie Lakensport bis V wie Vitalität zuschreiben können.

So aber konzentrierte ich mich auf das Bearbeiten meiner E-Mail-Kolonnen vor mir und verschloss meine Ohren gegenüber der lauten Lebenshilfe.

Ich versuchte es.

Bis ich gegenüber der Verbrüderung, besser: Verschwesterung, kapitulierte.

Ich blickte von meinem MacBook auf.

„Also gut.“, sagte ich zu meiner Nachbarin, der Braut. „Ich würde dann auch ein Schlückchen nehmen.“

Ein Bündnis, bis die Tür sich öffnet

Rund vier Stunden und gefühlte 22 Liter Wein später kehrte Brad MacCloud vom Clan der MacClouds aus dem Zugnetz zurück in seine Hardware-Homestead, gerade noch rechtzeitig, bevor der ICE in unseren Zielbahnhof einfuhr.

„Viel geschafft hast Du ja nicht“, tadelte er mich, sich durch meine E-Mails scrollend und nur für mich hörbar. Er hingegen habe die Bordrestaurant-Rechnerin wieder so richtig in die Gänge gebracht; für ihn hätte sie sogar die Kühlung der Bar angeworfen.

Über einen Mangel an gut gekühlten Getränken könne ich mich auch nicht beklagen, entgegnete ich. Im Gegenteil, als einziger Y-Chromosom-Träger in diesem Wagonabschnitt sei ich von der rein weiblichen Feiergemeinde als sprichwörtliches Ehrenmitglied bestens umsorgt worden. Die gereichten Rebensäfte hätten sicher auch dem EmmDee gemundet. Zwischen Lugana, Chardonnay und Weißburgunder, sagte ich, habe sich ein Bündnis gefestigt: Wie Schwestern seien wir im Geist vereint …

Für mehr Erläuterungen blieb mir keine Zeit.

Eine schnorrende Schaffner-Stimme verkündete die Ankunft in Köln, mahnte zum raschen Ausstieg, was die Fahr- und Feiergemeinschaft samt geleerten Flaschen hoch- und durch die ICE-Tür scheuchte.

Wie durch eine Zeitschleuse, denn kaum waren alle draußen, lag die Zugfahrt weit hinter ihnen.

Sie zelebrierten letzte Umarmungen, tauschten finale Überlebenstipps für den anstehenden Abend und die Zukunft in Zweisamkeit aus, und verabschiedeten sich mit einem Blick voller Gewissheit, dass die eben noch begossene Lebensfreundschaft die Halbwertszeit des Restalkohols im Blut nicht überdauern würde.

Ich blieb unbeachtet am Bahnsteig zurück, mit Rollkoffer und Notebooktasche, sah ihnen matt winkend nach, wie sie sich aufmachten, ins Tagungshotel, zum Musical, oder in die erste Kneipe von vielen weiteren, alle nicht mehr sicheren Schrittes, aber voll bester Vorsätze.

„Willkommen zurück in der Wirklichkeit!“, sagte Brad in der Tasche. „Du hast noch Arbeit vor dir.“

Natürlich, mein Geschäftsessen. Mit dem weltweit führendsten Bananenschälmaschinenhersteller Deutschlands.

„Gut“, sagte ich, „gehen wir.“

Die Fortsetzung der Geselligkeit wartete auf mich, gleiche Methodik, andere Mittel: mit einem kühlen Kölsch.


Triggerwarnung: Diese Folge enthält Alkohol, Sex, Exzesse, Politik und psychische Gewalt. Sie ist nicht für Jugendliche unter 16 Jahren geeignet.

Die sind härteres gewöhnt.


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Veröffentlicht von Buddy Müller

Senior Project Supervisor bei der weltweit führendsten Content-Marketing-Agentur Deutschlands.

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14 Comments

  1. Hi Buddy,

    ich glaube, das war Deine bisher beste Folge – ganz große Beobachtungs- und Wortkunst … Bewunderung!

    Liebe Grüße

    Florian

    Gefällt 2 Personen

    1. Lieber Florian,
      herzlichen Dank für Dein dickes Lob, so dick wie Buttermilch, die aber niemand im Zug getrunken hat … so weit ich klar sehen konnte. Es freut mich, wenn die Folge so gut bei Dir ankommt; um ehrlich zu sein, habe ich selten so viel mit Zweifeln geschrieben. Und es waren nicht Zweifel, ob der Lugana, der Chardonnay oder der Weißburgunder besser schmeckten. Es liegt an den harten Zeiten, in denen wir alle derzeit leben.
      Nach der neusten Folge ist vor der neusten Folge – frisch gestärkt gehe ich wieder an die Arbeit!
      Herzliche Grüße
      Buddy

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  2. Also bitte – da haut der geschätzte Herr Buddy wieder eine literarische ICE-Vollbremsung aufs Parkett, dass man förmlich die Schampusperlen vom Laptopdeckel wischen möchte.

    Lieber Buddy,
    wieder einmal hast du es geschafft, eine ICE-Fahrt in ein literarisches Bacchanal zu verwandeln, das jedem römischen Kaiser die Tränen in den Lorbeer treiben würde. Vier Pflegerinnen, vier Gattinnen und ein Rudel rosa Hoodie-Amazonen – das klingt weniger nach Zugfahrt München–Köln als nach dem Eurovision Song Contest auf Schienen.

    Während die Damen sich also bei „Pflegenotstand“ und „Lohnerhöhung“ die Pappbecher hoben, konnte man nur hoffen, dass wenigstens der Lokführer nüchtern blieb. Und während die Gattinnen den Porsche gegen die Bahn eintauschten tanzte der Junggesellinnenabschied im Wagen wie eine rosafarbene Apokalypse der Herzen.

    Kurzum: ein Zug, drei Klassen – Pflege, Porsche, Prosecco – und mittendrin Buddy, der Senior Project Supervisor der führendsten Content-Agentur Deutschlands (das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, am besten mit einem Lugana).

    Dein Text ist wie ein DB-ICE – man weiß nie genau, wann er ankommt, aber wenn er rollt, dann mit voller Wucht.
    Und danke, dass Du meinen Schalltrichter so ehrenvoll ins Bordprogramm geschmuggelt hast – ich fühle mich wie der einzige Podcast mit Sitzplatzreservierung im Ruhebereich.
    Die eigentliche Schande bleibt aber die Deutsche Bahn, die es nicht einmal schafft, ein solches Wein-Sinfoniekonzert mit ungebrochenem WLAN für den Hörgenuss zu rahmen. Stattdessen bleibt der Podcast im Tunnel stecken, während der Wein durch die Waggons fließt.

    Aber was soll’s – in Zeiten von Funklöchern, Restalkohol und Bananenschälmaschinen ist Satire immerhin die letzte Steckdose, die wirklich hält.

    Danke für den Grinser, den du mir heute spendiertest!

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    1. Lieber Thomas,
      Danke Dir für das Grinsen aus Graz! Ich grüße mit einem Wachauer Weißen im Glas (Riesling beginnt leider nicht mit W) und habe mir vorgenommen, am Wochenende nochmal Deine Kaffeefolge zu hören, dann mit einem Verlängerten, der es mir leichter macht, meine Überstunden aus dem Agenturleben endlich am Wochenende abzubauen. Wie Du beschreibst, wie sehr Du Kaffee bist, seit frühester Jugend, hat mich sehr berührt, als wäre auch ich teils Mensch, teils Kaffeemaschine.
      Zurück zu Deiner anlautreimenden Analyse von Folge 48 – ich mag besonders den Satz „Dein Text ist wie ein DB-ICE – man weiß nie genau, wann er ankommt, aber wenn er rollt, dann mit voller Wucht.“ Trotzdem, Du kennst das aus Deinem eigenen Schreiben: Ich war öftrs davor, die Notbremse zu ziehen. (Gut, dass die Zugführer der Deutschen Bahn die Nerven behalten und selten zum roten Bügel greifen.)
      Ich werde mich bemühen, einen konkreteren Fahrplan für die kommenden Folgen zu erstellen – da geht es mir wirklich wie der Bahn, ich bin froh, wenn der Zug aufgegeleist ist und anrollt und die Verspätungen – meist durch höhere Gewalt, von Agenturmenschen auch „Kunden“ genannt – sich so gering wie möglich halten.
      Herzliche Grüße
      Buddy

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  3. Lieber Buddy

    Ich wusste schon beim Absenden, dass ist seltsam formuliert. Zu schnell war ich mit dem absenden, um es deutlich zu sagen.

    Dein Text rollt wie ein Zug, so wollte ich es meinen. Man weiss nie, wann er fährt, gilt der DB. Ich hab diese beiden Aussagen als Gag verbinden wollen. Das misslang mir leider.

    Ja, ich kenne das vom eigenen Schreiben (was ich grade am Telefon tu, mehr schlecht als gut). Und weil ich das kenne, wer wäre ich, dich dafür mit einem satirischem Ellenbogen zu stupsen?

    Es tut mir leid, wie es ankam, anders als gemeint. Ich weiß, wieviel Du zu tun hast. Gerade deshalb schätze ich Deine Werke.

    Vergib mir bitte meinen Lappsus, ich kann nicht einmal dem zuviel genossenem Wein die Schuld zuweisen, der geht auf mich. Alles liebe, zerknirscht,

    Thomas

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    1. Lieber Thomas,

      um Gottes willen, Du hast doch nichts zu entschuldigen! Ich habe mich riesig über Deinen Kommentar gefreut – ist er doch mehr eine Hommage als ein Kommentar! Ich fühle mich echt geehrt!
      Das „zirka“ in „zirka alle sechs Wochen gibt es eine neue Episode“ habe ich diesmal auf acht Wochen ausgedehnt, weil mich das Agenturleben zurzeit viel zu sehr beansprucht.
      Wir hören uns, wir lesen uns,
      alles Liebe
      Buddy

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  4. Hallo mein lieber Buddy!

    Manno! Ich freu mich wie ein Schneekönig für dich, dass ich nicht immer der erste sein muss um deine Beiträge (Thomas hat sie ja schon entsprechend treffend beschrieben – besser als ich es jemals könnte) zu kommentieren und mit „Content Reaction“ aka Kommentaren zu füllen. Reaction-Content (mit oder ohne Bindestrich) fiel mir grade so als anglizistisches Wort-Ungetüm ein, welches sicher gerne bei den bei uns stattfindenden Übergabegesprächen zwischen meiner IT und dem Dienstleister, der unsere komplette Infrastruktur übernehmen soll, verwendet wird.

    Scheint aber alles nicht wirklich zu fruchten: ein Team Deutscher, die eher mittelprächtig Englisch sprechen muss einem Team Inder, die ein unverständliches Englisch sprechen hochtechnische und komplexe Dinge erklären – das ist Realcomedy pur. Ungefähr so, als wenn Du in Frankreich in Paris aus dem Zug am Gare de Lyon steigst und dann in bestem Bayrisch versuchst einen Franzosen nach dem Weg zu fragen. Am Ende der Meetings weinen deshalb viele der Verantwortlichen. Nicht nur, weil es mal wieder ein verschwendetes Meeting war, sondern auch weil die Uhr tickt: Falls es dem neuen Dienstleister nicht gelingt die Services bis zum vertraglichen Übergabetermin zu übernehmen, fallen die Dienste wieder an uns zurück.

    Hört sich im ersten Moment gut an, weil dann ja unsere Jobs wieder sicher sind. Nur dumm, dass dann niemand mehr da ist – die IT-Spezialisten (zu denen ich auch gehöre) sind ja alle mit königlichen Abfindungen (zu denen ich wie gewohnt nicht gehöre) zum Ende des Jahres entlassen worden. Es gibt dann keine IT mehr, die den Service übernimmt. Hätte man vielleicht bei der Planung mal dran denken sollen. Das wird zu Silvester herrlich knallen – und das nicht nur wegen den Polenböllern, die draußen für mittelschwere Flurschäden sorgen..

    Trotzdem beneide ich dich um die Exklusivität des Reisens mit Deutschlands Vorzeigezug. Ich bin immer überrascht und auch ratlos, wie ein Zug, der im Stundentakt fährt 180 Minuten Verspätung haben kann. Was ist mit den 2 Zügen, die eigentlich fahrplanmäßig hinter ihm kommen sollten: sind die unbemerkt auf Zehenspitzen und im Tarnmodus an dem Bahnhof vorbeigeschlichen? Oder kommen dann 3 Züge auf einmal an das Gleis um das in Bataillonstärke wartende Fahrgästekontingent gerecht auf die Züge zu verteilen? Klär mich auf – was ICE angeht, da ist das ein Reisen in einer anderen Gehaltsklasse..

    Was die Ausfälle des von mir benutzten Proletenschienenbeföderungsmittels (aka S-Bahn) angeht, da bin ich die letzte Woche durchaus auf meine Kosten gekommen: einmal sprang ein Baum plötzlich auf die Schiene und war weder durch beruhigtem zureden noch durch Zaubersprüche dazu zu bewegen sich von den Schienen zu erheben um die S-Bahnen passieren zu lassen und ein anderes mal ließ ein Oberleitungsschaden die komplette Strecke Essen – Dortmund kollabieren, was mich jeweils mit einer Fahrt im stehen im knüppelvollen Regionalexpress belohnte – und einer Heimfahrt von knapp 3 Stunden Dauer. Also nur etwas kürzer als die Fahrt mit dem Thalys von Dortmund Hbf bis Paris Nord – mit dem Unterschied, dass man da in einer geilen Stadt ist und nicht in einem Drecksloch – und dass man während der Fahrt einen bequemen Sitzplatz hat.
    Die S-Bahn ist auch was die Trinkgewohnheiten der Reisenden (ich muss immer in der S-Bahn lachen, wenn in Essen die Durchsage aus den Lautsprechern kommt: „Liebe Fahrgäste. Wir begrüßen Sie zu der REISE in der S 1 von Essen nach Dortmund Hauptbahnhof“ – ich weiß ja nicht wie die DB eine „Reise“ definiert – ich definier die definitiv anders! Ich habe mir angewöhnt vor dem verlassen des Campus noch mal auf die Toilette zu gehen und auch ein Notfallbrötchen passt plattgedrückt in die Seitentasche meiner Jacke, denn S-Bahnen haben keine Toiletten und Zug-Restaurants noch weniger – was allerdings nicht heißt, dass man im ICE etwas zu Essen bekommt. Nach Schilderungen von Palle und einigen anderen Bloggern sind die dortigen Zug-Restaurant hauptsächlich „Triple O“ – „Out of Order“ oder dienen zur Ablage von Müllsäcken. Ebenso wie die vorhandenen Toiletten nicht funktionieren. Von daher kann man auch gleich S-Bahn fahren. Ist günstiger und dauert auch nicht länger.) auf einem anderen Level.

    Statt Wein wird dort bevorzugt Malocher-Champagner geext. Grade Handwerker haben in den Arbeitsuniformen etliche Taschen, in denen ein unerschöpflicher Vorrat an Bierpullen auf die Entleerung wartet. Häufig stehen die von durstigen Kehlen geplagten schon mit einer Flasche (natürlich geöffnet) auf dem Bahnsteig. Ich bin mir häufig nicht sicher, ob die geröteten Gesichter vom bereits erfolgtem Alkoholkonsum kommen oder von den Blutdrucksteigernden Durchsagen der Bahnhofslautsprecher, wenn mal wieder eine Strecke wegen – was auch immer – gesperrt ist und der Biervorrat nur noch für die halbe Strecke reicht. Ich glaube zu dem Notfall-Brötchen werde ich auch demnächst diverse libidosteigernde Getränke mit Volumenprozentangabe auf dem Etikett mitführen – nur zur Sicherheit. Manchmal muss man sich eine Reise einfach schön trinken.

    Wir lesen uns..

    Bleib gesund

    CU

    P.

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    1. Lieber Peter,
      es ist wieder ein großer Genuss, deinen Kommentar zu lesen. Wie so oft, wenn du schreibst, bin ich mir sicher, dass deine Kommentare die Qualität einer eigenen Satire haben. Das, was du beschreibst, was bei euch gerade abgeht, spottet jeder Beschreibung. Und damit sind wir ja bereits bei dem, was Satire auszeichnet: Ironie, ein wenig Hohn, ein wenig Spott. Ich könnte mir vorstellen, dass du dir wie ein Leistungsschwimmer vorkommst, der nach einem Sportlerleben am Beckenrand sitzt und jenen beim Ertrinken zuschaust, die dir zeigen wollten, wie das Schwimmen so richtig geht.
      Darauf eine Pulle Bier – der viele Weißwein ist in unserem Alter nicht so gut für den Magen.
      Herzliche Grüße und auf bald wieder in Deinem Blog!
      Dein Buddy

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